Auftakt mit politischen Impulsen
Zum Auftakt richteten Dr. Stephan Guttowski, Leiter der Geschäftsstelle der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD), und Dr. Oliver Höing vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) ihre Grußworte an die Teilnehmenden.
Dr. Guttowski betonte die wachsende Bedeutung ökologischer Nachhaltigkeit für die Mikroelektronik auf nationaler und europäischer Ebene. Besonders hervorgehoben wurde die APECS Pilot Line, die auch in Bezug auf den Übergang zu einer CO₂-neutralen Kreislaufwirtschaft als Schlüsselelement wirken kann.
Auch Dr. Höing knüpfte an die Relevanz nachhaltiger Technologien an – insbesondere im Kontext globaler Unsicherheiten. Passend zum Veranstaltungstag verwies er auf die aktuelle Verabschiedung der Mikroelektronik-Strategie im Bundestag, die gezielt auf die »3 Fs« (Fachkräftesicherung, Forschungsausbau und nachhaltige Fertigung) setzt.
Fachlicher Tiefgang: Mikroelektronik und Klimamanagement
Einen ersten inhaltlichen Höhepunkt bildete die Keynote von Prof. Axel Müller-Groeling Vorstand für Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung der Fraunhofer-Gesellschaft. Unter dem Titel »Mikroelektronik und Klimamanagement« thematisierte er die wachsende Notwendigkeit, Klimaschutz und industrielle Innovationsprozesse gemeinsam zu denken. Sein Vortrag machte deutlich: Die Zukunft der Mikroelektronik wird maßgeblich davon abhängen, wie Emissionsmanagement und technologische Entwicklung verzahnt werden.
Praxisnahe Einblicke: Ressourcenoptimierte Elektronikproduktion
Der anschließende erste Themenblock widmete sich der ressourcenschonenden Elektronikfertigung – mit konkreten Anwendungsbeispielen aus Industrie und Forschung:
- Joachim Reinhart (HQ-Dielectrics GmbH) zeigte auf, wie sich die CO₂-Bilanz entlang der Halbleiterproduktion – vom Plasmaprozess bis zur Endfertigung – systematisch erfassen lässt.
- Dr. Stefan Eichler (Freiberger Compound Materials GmbH) präsentierte eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in der Herstellung von III-V-Wafern und veranschaulichte deren Umsetzbarkeit im operativen Betrieb.
- Uwe Maaß (Fraunhofer IZM) stellte das Projekt EPFASRad vor, das sich mit der Substitution PFAS-haltiger Kunststoffe in Radaranwendungen beschäftigt – ein Thema mit hoher Relevanz für Umwelt und Regulierung.
- Sabine Hertel (SUSS MicroTec) lieferte praxisnahe Einblicke in ein Pilotprojekt zur CO₂-Bilanzierung und unterstrich, wie entscheidend vollständige Stammdaten und standardisierte Bewertungsmethoden für belastbare Nachhaltigkeitskennzahlen sind.
Im weiteren Verlauf standen praxisnahe Entwicklungen aus Forschung und Industrie im Bereich Kommunikationsnetze, Datenübertragung und Sensor-Edge-Cloud-Infrastrukturen im Fokus. Vorgestellt wurden:
- Optische Schnittstellen für KI-Rechenzentren (Dr. Detlef Kuhl, RANOVUS Inc.) zur Verbesserung der Energieeffizienz
- Energieeinsparung im Mobilfunk durch das gezielte Abschalten ungenutzter Frequenzbänder (Dr. Andreas Eisenblätter, Atesio GmbH)
- GREEN-DNN, ein KI-Ansatz mit dezentraler Datenverarbeitung direkt im Netzwerk zur Reduktion von Energieverbrauch und Latenz (Zahra E., TU Dresden/acatech)
- Edge-Lösungen im Realbetrieb, aktuell im Hamburger Testfeld erprobt (Frieder Jespers, NXP Semiconductors)
- Energieeffiziente Edge-KI zur nachhaltigen Datenverarbeitung in vernetzten Systemen (Romina Amini, Renesas Electronics)
- Energieautarke Sensorlösungen für Bestandsgebäude, bereits an über 100 Standorten im Einsatz (Dr. Michael Niggemann, enerthing GmbH)
Ein ergänzender Impuls von Dr. Michael Meyer (Ericsson) warf einen strategischen Blick auf Herausforderungen und Handlungsfelder für nachhaltige Netzinfrastrukturen.
Im Rahmen des Green ICT Space wurden zwei richtungsweisende Projekte vorgestellt:
- HyPhoX / CO2Test zur CO₂-Reduktion in der Chip- und Systemfertigung (Tabea Fünning, IHP)
- GreenASIC, ein hochintegrierter Mikrochip mit Fokus auf Energieeffizienz (Frank Vanselow, Fraunhofer EMFT)
Abschließend wurden konkrete Fortschritte aus der industriellen Praxis im Rahmen von drei Validierungsprojekte präsentiert:
- Energieoptimierter Waferbondprozess (Dr. Julia Amthor, Bosch)
- Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Smart Power Fab (Dr. Sascha Bott, Infineon Technologies)
- Funkfreie Li-Fi-Kommunikationslösung für sicherheitskritische Anwendungen (Günter Mußbach, Bayern-Chemie GmbH)
Die Session zeigte eindrucksvoll, wie technologiegetriebene Innovationen zur nachhaltigen Transformation der digitalen Infrastruktur beitragen können.
Zum Abschluss des Tages wurde der Green ICT Award verliehen. Mehr Infos zur Awardverleihung oben unter »Highlights«.
Fazit: Nachhaltigkeit als Querschnittsthema
Der erste Konferenztag der Green ICT Connect 2025 machte deutlich: Nachhaltigkeit ist längst ein strategischer Treiber in der Mikroelektronik. Von Ökodesign über Kreislaufwirtschaft bis hin zur transparenten CO₂-Bilanzierung – Politik, Wissenschaft und Industrie arbeiten zunehmend koordiniert daran, die technologische Transformation nachhaltig zu gestalten.